E. VORSTADTGESELLSCHAFT ZUR MÄGD



GESCHICHTE

Geschichten zur Geschichte

„Mägd, ist das ein seriöses Haus?“ fragte sich ein Westschweizer Weinhändler, der dem Restaurant mit dem gleichen Namen im gleichen Haus Tranksame liefern sollte. „Mägd, das sind doch junge Frauen?“ Er konnte beruhigt werden, obwohl der Name „Mägd“ auch für viele Basler nicht verständlich ist. Der gegenüber dem Gesellschaftshaus stehende Brunnen mit der sich sinnlich räkelnden „faulen Magd“ könnte auf den ersten Blick die Vermutung des Westschweizers bestätigen.

Der Name „Mägd“ bezieht sich auch nicht auf die Jungfrau Maria oder die heilige Ursula, wie immer wieder zu lesen ist, sondern geht auf den Hausnamen „Zu den Maegden“ zurück, der seit dem 14. Jahrhundert bezeugt ist und wohl auf der in diesem Haus wohnenden religiösen Frauengemeinschaft der Beghinen stammt. 1517 konnte die Vorstadtgesellschaft dieses Haus erwerben, an dessen Stelle seit 1899/1900 der „Neubau“ des Gesellschaftshauses zur Mägd“ steht.

Die wachsende Stadt

In der St. Johanns-Vorstadt finden wir schon im 15. Jh. eine Fischergesellschaft, die „Hümpeler“, deren Mitglieder nicht zünftig waren und neben dem Fischen auch Personentransporte auf dem Rhein betrieben. Eine von dieser Vereinigung unabhängige „Fischergesellschaft zu St. Johann“ ist ebenfalls seit dem 15. Jh. nachweisbar. Aus diesen beiden Gesellschaften ging in der zweiten Hälfte des 15. Jh. die „Vorstadtgesellschaft zur Mägd“ hervor, die beim erwähnten Hauskauf von 1517 zum ersten Mal in den Quellen fassbar wird. Aufgabe der Gesellschaft war, „gute Pollicey und Ehrbarkeit“ zu sichern, das heisst Ruhe und Ordnung in der Vorstadt zu garantieren und Laster zu verhüten. Brunnen- und Strassenpolizei, Feuerschau, Regelung des Weiderechts, Bestrafung von Schmäh- und Schlaghändel gehörten zu ihren Kompetenzen.

Professoren und Refugianten

Der Zuständigkeitsbereich der Mägd ging über die Vorstadt hinaus und umfasste zum Beispiel auch die Hebelstrasse. Mitglied der Gesellschaft war, wer in diesem Bezirk wohnte, wobei der Beruf keine Rolle spielte. Viele „Mägdler“ gehörten dank ihres Berufes einer Zunft an, waren aber wegen ihres Wohnsitzes Mitglied der Vorstadtgesellschaft.

Die Gesellschaft hatte einen eigenen Hirten, der für den Weidgang vor dem St. Johann-Tor verantwortlich war. Die stärkste Gruppierung in der Vorstadt waren die Fischer. Diese hatten eine eigene Organisation innerhalb der Vorstadtgesellschaft, die auch die Ausbildung der Fischer-Lehrlinge regelte. Konflikte mit den Fischern von Hüningen und mit der E. Zunft zu Fischern waren häufig und machten oft das Eingreifen des Rates nötig.

Von Hans Holbein bis Isaak Iselin

Das Gesellschaftshaus war vor allem auch Ort der Geselligkeit; das vom Basler Rat zu Ehren von Hans Holbein d.J. am 10. September 1538 veranstaltete Fest ist in die Geschichte eingegangen. Der berühmte Maler besass eine Liegenschaft an der St. Johanns-Vorstadt 22. Nach seinem zweiten England-Aufenthalt nach Basel zurückgekehrt, wollte die Basler Regierung Holbein mit diesem Fest und einer jährlichen Leibrente in Basel halten. Der Erfolg blieb jedoch aus. Noch heute feiert die Gesellschaft zum Gedenken an diesen Anlass das „Holbein-Mähly“.

Viele für die Basler Geschichte wichtige Persönlichkeiten finden sich unter den Gesellschaftsbrüdern. So der berühmte Universitätsprofessor und Stadtarzt Felix Platter, der Aufklärer Isaac Iselin, Gründer der GGG und viele mehr.

Quellen:
Prof. Dr. Marc Sieber, Ehren-Irtenmeister, verstorben 2010
Markus Unterfinger, Schreiber